Der Theatersaal im ersten Stock des Tacheles ist faszinierender Veranstaltungsort f├╝r Darstellende Kunst in Berlin.
Der sogenannte “Goldene Saal” diente früher als Repräsentations- und Vortragshalle. Von 1960 bis 1981 beherbergte er eins der wenigen Programmkinos der DDR - die legendäre “Camera”.
Die Sanierung des Theaterraumes wird in Form einer schonenden Restaurierung vorgenommen, um eine “TotReNovierung”, wie sie derzeitig in Berlin und anderswo häufig zu sehen ist, zu verhindern. Nicht der ehemalige Glanz soll wiederhergestellt werden, das Brüchige, Fragmentarische, das Gelebte des Raumes soll weiterbestehen dürfen. Die baulichen Maßnahmen beziehen sich deshalb nur auf möglichst unmerkliche, notwendige technische Erweiterungen und Verbesserungen der Bausubstanz/Tragfähigkeit.
Die Erweiterung des Backstage durch einen Neubau über zwei Stockwerke (gesamt:123 qm) an der hinteren Seitenfront des Saales ist in diesem Zusammenhang ein wesentlicher Faktor. Während der untere Raum als Lagerraum - mit einem Direkteingang zum Saal - genutzt werden wird und somit den Produktionen einen schnelleren, vereinfachten Auf/Abbau ermöglicht, soll der obere Raum verschiedenartig nutzbar gemacht werden. Bei Großveranstaltungen/Festivals kann er als zweite Garderobe oder als Trainingsort dienen. Ansonsten wird er Workshops, einer Projektwerksatt oder Kleinprojekten zur Verfügung gestellt werden.
Der geplante Lastenaufzug, der momentan nicht betriebsbereit ist, wird zur Erleichterung der Auf/Abbauarbeit wieder eingerichtet werden.
Die Vergrößerung des Foyers ermöglicht einen verbesserten Ablauf des Abendspielbetriebes in einer für die Zuschauer angenehmeren Atmosphäre vor Spielbeginn und während der Pausen. Wie jeder Raum im Tacheles, so ist auch das Foyer Freiraum für Kunstevents und Spontanaktionen - was durch die Raumerweiterung erstmals wirklich denkbar wird.
Die geplanten Bau- Sanierungsmaßnahmen ermöglichen insbesondere dem Theater eine neue Form des kreativen künstlerischen Prozesses. Die bisherige Begrenzung der Kapazität auf 99 Plätze, aufgrund der Bodentragfähigkeit, sowie der Einschränkung der Nutzung des Blauen Salons als Probe- nicht aber als Aufführungsort, gab den diversen Veranstaltungen einen engen Artikulationsrahmen. Die Nutzung von Theatersaal und Blauen Salon nach der Sanierung ermöglicht ein Programm, das sowohl Raum für Großveranstaltungen und aufwendige Produktionen, als auch Freiraum für kleine experimentelle, Non-Profitprojekte zuläßt. Darüber hinaus gestaltet sich der Spielplan lückenloser, denn während im Theatersaal die eine Produktion abläuft, kann die folgende Produktion schon in einem zweiten Raum vorbereitet/eingerichtet werden.
Technisch vereinfacht oder ├╝berhaupt erst erm├╢glicht wird auf diese Weise auch der Ablauf mehrerer aufeinanderfolgenden Kurzevents innerhalb eines Festivals.
Die Wirtschaftlichkeit wird durch diese Neusituation erheblich gesteigert, das Ensuitespiel - ohne lange Schließphasen, die Doppelnutzung, erhöht die Anzahl der möglichen Produktionen und gibt den Gruppen dennoch ausreichend Zeit für Probenphasen im Haus. Da das Tacheles-Theater seit seinem Bestehen ein Ort des Experimentes ist, liegt das Bestreben bei der Projektauswahl immer darin, inhaltlich und ästhetisch interessanten, neuen, aber unbekannten Projekten Vorrang vor populären, wirtschaftlich risikofreieren Produktionen zu geben. Durch die Doppelnutzung haben wir nun die Möglichkeit einerseits durch interessante Großveranstaltungen kostendeckend/ gewinnbringend zu arbeiten und gleichzeitig den Raum für das Experiment noch zu erweitern.